FMH plant eigenes Portal
Das erste von insgesamt zweiSchweizer Internetportalen für Ärztebewertungen, okdoc.ch, stiess auf wenig Gegenliebe bei der Ärzteschaft. Diese wehrte sich und 2008 wurden alle negativen Kommentare, aufgrund einer Empfehlung des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, gelöscht. Nun denkt die Verbindung Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) über eine eigene Online-Plattform nach. Ein konkretes Projekt gibt es noch nicht. Im Rahmen der Arbeitsgruppe eHealth werde aber darüber diskutiert, sagt Gert Printzen, Mitglied des Zentralvorstandes der FMH. «Anstoss dazu gab das Gespräch mit einem deutschen Kollegen.» In Deutschland sind solche Ratingseiten verbreitet.
Subjektive Empfindungen
Beat Burger, Geschäftsleiter und Gründer von Medicosearch, dem zweiten Schweizer Ärztebewertungsportal, findet es gut, dass die Ärzteschaft umdenkt und den Nutzen solcher Ratingplattformen erkennt. «Immer mehr Patienten nutzen das Portal», sagt Burger. «Bisher sind es schweizweit über 18000 Bewertungen: Tendenz stark steigend.» Die Ostschweiz hinke da aber noch etwas hinterher. Unter den 18000 Meldungen seien sehr viele positive. «Oft wollen Patienten auf diese Weise auch einfach Danke sagen», erklärt Burger. Zu beachten ist aber, dass nicht jeder Kommentar direkt veröffentlicht wird. Der Nutzer müsse sich registrieren und jeder Kommentar werde vorab von einem Arzt überprüft, ob er fair sei und den rechtlichen Normen entspreche, sagt Burger. Veröffentlicht werde er erst, wenn der betroffene Arzt im voraus über das Feedback informiert wurde. «Die Bewertungen sind nur subjektive Empfindungen – die fachliche Kompetenz eines Arztes kann ein Patient kaum beurteilen», sagt Burger. Die Idee, Patienten eine Plattform für Beschwerden zu bieten, ist nicht neu: Im Kanton St.Gallen gibt es seit 25 Jahren eine Ombudsstelle. Der Betreiber und Arzt Paul-Josef Hangartner erhält eine bis zwei Beschwerden pro Woche. Dabei handle es sich vorwiegend um Fragen zur Rechnung und zu Missverständnissen bei der Behandlung. Er sei skeptisch, wie viel eine Bewertungsseite für Ärzte bringe. «Eine Internetseite kann nicht beraten, sie kann nur urteilen.»
Kritische Stimmen
In der Appenzellischen Ärztegesellschaft und denen des Kantons St.Gallen und Thurgau sind Ratingplattformen kein grosses Thema. Persönlich stehen die Präsidenten der Ärztegesellschaften den Ratingseiten kritisch gegenüber. Das Bedürfnis der Patienten, ihre Ärzte im Netz zu bewerten, schätzen sie eher als gering ein. «Auch wenn ich absolut für Transparenz eintrete, so gibt es doch noch gewisse Unterschiede zwischen einem Hotel- und einem Ärzterating», sagt Peter Wiedersheim, Präsident
der Ärztegesellschaft des Kantons St.Gallen. Aus rechtlicher Sicht ist das aber nicht der Fall: Laut Silvia Böhlen, Kommunikationsspezialistin des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, macht das Datenschutzrecht grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Ärzte- und Hotelbewertungen. Ein weiteres Problem sieht Wiedersheim darin, dass das korrekte Verhalten eines Arztesnicht immer zu einem guten Rating führe, zum Beispiel bei einem zu Recht verweigerten Arbeitsunfähigkeitszeugnis.
Bei Freunden, nicht im Internet
Wiedersheims Meinung teilt auch Hans-Anton Vogel, Präsident der Appenzellischen Ärztegesellschaft. Laut Vogel gibt es ausserdem zu wenige Bewertungen für aussagekräftige Ergebnisse. «EinArzt reagiert auf jeden Patienten anders.» Er verstehe, dass die FMH mit der Zeit gehen müsse, könne sich aber nicht vorstellen, dass eine solche Plattform sinnvoll sei. Seiner Erfahrung nach erkundige man sich bei Freunden nach einem neuen Arzt und nicht im Internet. Auch Daniel Jud, Präsident der Thurgauer Ärztegesellschaft, fragt sich, ob Ärzte tatsächlich jedem neuen Trend folgen müssen. «Letztlich geht es immer um die Arzt-Patienten-Beziehung. Diese muss geschützt werden und gehört nicht ins Internet.»
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Vier von fünf Punkten fürs Vertrauensverhältnis und drei von fünf für das Informationsverhalten: Auch Ärzte können online bewertet werden. Die Sache hat allerdings einen Haken. Negative Kommentare werden nur mit Einverständnis des Arztes veröffentlicht.
FMH plant eigenes Portal
Das erste von insgesamt zweiSchweizer Internetportalen für Ärztebewertungen, okdoc.ch,
stiess auf wenig Gegenliebe bei der Ärzteschaft. Diese wehrte sich und 2008 wurden alle negativen Kommentare, aufgrund einer Empfehlung des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, gelöscht. Nun denkt die Verbindung Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) über eine eigene Online-Plattform nach. Ein konkretes Projekt gibt es noch nicht. Im Rahmen der Arbeitsgruppe eHealth werde aber darüber diskutiert, sagt Gert Printzen, Mitglied des Zentralvorstandes der FMH. «Anstoss dazu gab das Gespräch mit einem deutschen Kollegen.» In Deutschland sind solche Ratingseiten verbreitet.
Subjektive Empfindungen
Beat Burger, Geschäftsleiter und Gründer von Medicosearch, dem zweiten Schweizer Ärztebewertungsportal, findet es gut, dass die Ärzteschaft umdenkt und den Nutzen solcher Ratingplattformen erkennt. «Immer mehr Patienten nutzen das Portal», sagt Burger. «Bisher sind es schweizweit über 18000 Bewertungen: Tendenz stark steigend.» Die Ostschweiz hinke da aber noch etwas hinterher. Unter den 18000 Meldungen seien sehr viele positive. «Oft wollen Patienten auf diese Weise auch einfach Danke sagen», erklärt Burger. Zu beachten ist aber, dass nicht jeder Kommentar direkt veröffentlicht wird. Der Nutzer müsse sich registrieren und jeder Kommentar werde vorab von einem Arzt überprüft, ob er fair sei und den rechtlichen Normen entspreche, sagt Burger. Veröffentlicht werde er erst, wenn der betroffene Arzt im voraus über das Feedback informiert wurde. «Die Bewertungen sind nur subjektive Empfindungen – die fachliche Kompetenz eines Arztes kann ein Patient kaum beurteilen», sagt Burger. Die Idee, Patienten eine Plattform für Beschwerden zu bieten, ist nicht neu: Im Kanton St.Gallen gibt es seit 25 Jahren eine Ombudsstelle. Der Betreiber und Arzt Paul-Josef Hangartner erhält eine bis zwei Beschwerden pro Woche. Dabei handle es sich vorwiegend um Fragen zur Rechnung und zu Missverständnissen bei der Behandlung. Er sei skeptisch, wie viel eine Bewertungsseite für Ärzte bringe. «Eine Internetseite kann nicht beraten, sie kann nur urteilen.»
Kritische Stimmen
In der Appenzellischen Ärztegesellschaft und denen des Kantons St.Gallen und Thurgau sind Ratingplattformen kein grosses Thema. Persönlich stehen die Präsidenten der Ärztegesellschaften den Ratingseiten kritisch gegenüber. Das Bedürfnis der Patienten, ihre Ärzte im Netz zu bewerten, schätzen sie eher als gering ein. «Auch wenn ich absolut für Transparenz eintrete, so gibt es doch noch gewisse Unterschiede zwischen einem Hotel- und einem Ärzterating», sagt Peter Wiedersheim, Präsident
der Ärztegesellschaft des Kantons St.Gallen. Aus rechtlicher Sicht ist das aber nicht der Fall: Laut Silvia Böhlen, Kommunikationsspezialistin des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, macht das Datenschutzrecht grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Ärzte- und Hotelbewertungen. Ein weiteres Problem sieht Wiedersheim darin, dass das korrekte Verhalten eines Arztesnicht immer zu einem guten Rating führe, zum Beispiel bei einem zu Recht verweigerten Arbeitsunfähigkeitszeugnis.
Bei Freunden, nicht im Internet
Wiedersheims Meinung teilt auch Hans-Anton Vogel, Präsident der Appenzellischen Ärztegesellschaft. Laut Vogel gibt es ausserdem zu wenige Bewertungen für aussagekräftige Ergebnisse. «EinArzt reagiert auf jeden Patienten anders.» Er verstehe, dass die FMH mit der Zeit gehen müsse, könne sich aber nicht vorstellen, dass eine solche Plattform sinnvoll sei. Seiner Erfahrung nach erkundige man sich bei Freunden nach einem neuen Arzt und nicht im Internet. Auch Daniel Jud, Präsident der Thurgauer Ärztegesellschaft, fragt sich, ob Ärzte tatsächlich jedem neuen Trend folgen müssen. «Letztlich geht es immer um die Arzt-Patienten-Beziehung. Diese muss geschützt werden und gehört nicht ins Internet.»
Bisher hat sich die Schweizer Ärzte-Verbindung FMH erfolgreich gegen Bewertungsportale im Internet gewehrt. Während die Online-Beurteilung über die Quälität von Medizinern weltweit Hochkonjunktur hat, gibt es in der Schweiz gerade mal zwei entsprechende Portale. Negative Kommentare sind dort kaum zu finden.
«Die FMH hat ihren Mitgliedern empfohlen, quasi gegen Bewertungsportale vorzugehen und hat rechtliche Abklärungen gemacht, das zu stoppen oder zu bremsen», sagt Beat Burger vom Bewertungsportal Medicosearch zu SRF.
«Was machen wir falsch?»
Jetzt kommt es zur Kehrtwende. Plötzlich heisst es seitens der FMH, das Bedürfnis der Patienten, ihren Arzt zu beurteilen, sei gross. Und die Ärzte-Vereinigung geht sogar noch einen Schritt weiter: Man denke über die Entwicklung eines eigenen Bewertungsportals nach.
«Ich gehe davon aus, dass es mittelfristig – ich kann jetzt nicht sagen bereits 2016 – ein Portal gibt. Aber es ist eine interessante Herausforderung, der wir uns stellen», sagt FMH-Vorstandsmitglied Gert Printzen zu SRF.
Printzen gibt sich offen: «Ich glaube auch, dass wir Ärzte wissen müssen: Was machen wir falsch? Wie können wir lernen?»
Wer in einer fremden Stadt ein Hotel buchen oder fein essen gehen möchte, der findet auf Bewertungsportalen wie Tripadvisor oder Holidaycheck oft gute Tipps. Kommentare und Ratings anderer Benutzer können auch bei der Auswahl von Onlineshops, Handwerkern oder Ferienwohnungen helfen. Es gibt heute wohl keine Dienstleistung mehr, die nicht dem knallharten Urteil der Konsumenten und Benutzer ausgesetzt ist. Was nicht gefällt, was keine Sternchen oder kein «like» bekommt, ist out.
Seit ein paar Jahren hat die Ratingkultur auch die Medizin erreicht. Spitalratings heizen den Wettbewerb unter den Krankenhäusern an, Arzteratings (in den USA und Deutschland) den Konkurrenzkampf unter den Doktoren. Dazu tragen auch Arztbewertungsportale wie hierzulande Medicosearch oder Okdoc bei, die Patienten dazu auffordern, ihre Erfahrungen mit den Damen und Herren in Weiss mit Sternchen oder Kommentaren zu raten. Das ist prinzipiell gut so. Trotzdem sollte man Ärzteratings mit Vorsicht geniessen. Denn sie können falsd1e Anreize schaffen. Wenn der Arzt nur noch darauf schielt, die Patienten zufriedenzustellen, handelt er vielleicht wider medizinisches Wissen und ist bereit für Gefälligkeitsbehandlungen. Er verschreibt (unnütze) Antibiotika bei einer Virusinfektion, ordnet bei einem Patienten mit akuten Rückenschmerzen ein MRI an (anstatt ihn zu mehr Bewegung zu animieren), oder er gibt bei einem Patienten mit Kniearthrose dessen Wunsch nach einer (teuren) Kniespiegelung nach, obwohl Studien zeigen, dass dieser Eingriff meist keine Linderung der Symptome bringt. Hauptsache, Herr oder Frau Doktor hat etwas gemacht und der Patient ist erst mal zufrieden. Wollen wir das? Ich jedenfalls würde mich bei der Wahl meines Arztes nie ausschliesslich auf Ratings verlassen.
Herr Burger, weshalb soll ein Arzt seine Praxis auf Medicosearch registrieren lassen?
Wie haben Sie Ihren letzten Flug gebucht? Wie möchten Sie Ihren Tisch im Restaurant reservieren oder Ihre Theaterkarten bestellen? Online? Durch eine Registrierung ermöglichen wir Ärzten, Zahnärzten und Therapeuten, sich auf der grössten Schweizer Plattform zu repräsentieren und ihren Patienten eine komfortable Möglichkeit zu bieten, den benötigten Termin online zu buchen. Medicosearch hilft, die Effizienz und die Attraktivität einer Praxis zu steigern.
Die Realität sehr vieler Praxen ist ja, dass sie eher zuviel als zuwenig Patienten haben. Das dürfte auch noch lange so bleiben und sich in vielen Gegenden sogar verschärfen.
Gerade eine stark ausgelastete Praxis und deren Patienten können von einer effizienten Online-Terminvergabe nur profitieren. Via Medicosearch werden Terminanfragen und Absagen vom Patienten selbstständig vorgenommen. Namen und Daten werden elektronisch übertragen – und damit fehlerfrei. Ein Termin-Reminder stellt sicher, dass der Patient zum vereinbarten Zeitpunkt in der Praxis erscheint und so «no-shows» minimiert werden.
Aber hilft eine Site wie Medicosearch in der Realität auch, kurzfristige Ausfälle zu ersetzen?
Dazu ein reales Beispiel: Eine Patientin hatte bereits vor Monaten in einer stark ausgelasteten Praxis einen Vorsorgetermin online gebucht. Aus beruflichen Gründen musste sie den für Montagmorgen geplanten Termin am Freitagabend stornieren. Ohne Zutun der Praxis konnte Medicosearch das freigewordene Zeitfenster bereits am Samstag einer anderen Patientin zur Verfügung stellen. Fazit: zwei zufriedene Patientinnen und eine effizient ausgelastete Praxis.
Inzwischen gibt es diverse Ärzte-Buchungs- und Bewertungs-Portale – aber am Ende wird sich wohl eines oder zwei durchsetzen. Warum Medicosearch?
Wir sind der einzige Anbieter, der eine voll integrierte Online-Terminvergabe anbietet; wir lesen freie Termine in Echtzeit aus der Praxisagenda und stellen diese online für Patienten dar. Buchungsanfragen werden direkt an die Praxis übergeben und elektronisch in der Agenda eingetragen. Diesen Prozess haben wir zusammen mit Ärzten, Zahnärzten und den grössten Softwareanbietern entwickelt und auf die Bedürfnisse von Praxen und Patienten ausgerichtet.
Bald startet ein neuer Anbieter in der Schweiz: Doctena aus den Benelux-Staaten. Dort können die Patienten zwar Termine buchen, der sie können die Praxis nicht bewerten. Das finden viele Ärzte wohl besser.
Medicosearch stellt es jedem Arzt frei, ob er Feedback von Patienten zulässt oder diese Funktion deaktiviert. Wir beobachten jedoch, dass immer mehr Ärzte «fairen» Bewertungen gegenüber aufgeschlossen sind und diese sogar aktiv fördern. Bewertungen helfen Patienten bei der Wahl und leisten einen entscheidenden Beitrag, dass der Arzt im Internet besser gefunden wird.
Was erwarten Sie: Wie wird die Situation in fünf Jahren sein? Welche Angebote haben sich durchgesetzt?
In 5 Jahren wird jeder dritte Arzttermin online gebucht. Dabei wird sich jenes Angebot durchsetzen, welches dem Arzt, der Praxis sowie dem Patienten den grössten Nutzen bringt.
Rafael Imboden, Mitglied der Geschäftsführung und Datenschutzbeauftragter der Berner Firma Medicosearch, erläutert die Veränderungen, die durch das revDSG eingeführt werden, und wie sich Medicosearch darauf vorbereitet.